Wut und Burn-out, Heikos Weg zu sich selbst.

Wut und Burn-out: Mein Weg zurück zu mir selbst

Dies ist ein Gastbeitrag von Heiko Metz, den ich in der The Content Society von Judith Peters kennengelernt habe. Heiko Metz ist ein vielseitiger Theologe, Dozent, Redner und Autor. Vor allem ist er bekannt für seine Arbeit in der Gemeinde- und Organisationsentwicklung sowie für seine Leidenschaft, Menschen auf ihrem Lebensweg zu begleiten und zu unterstützen.

Heiko ist auch ein begeisterter Vater und setzt sich mit der Frage auseinander, wie ein gutes Leben für alle gelingen kann und welche Rolle der christliche Glaube dabei spielt.

In diesem Artikel schreibt Heiko über seinen Weg durch Wut und Burn-out.

Wut. Sie kann laut sein, wie ein Sturm, der alles mitreißt. Oder leise, wie ein Feuer, das unter der Oberfläche glimmt. Bei mir war sie lange unsichtbar. Ich habe sie verdrängt, ignoriert, wegorganisiert. Ich dachte, so wäre es besser. Doch genau das hat mich langsam, aber sicher an den Rand eines Burn-outs gebracht.

Als unser Sohn seine Diagnose erhielt, spürte ich Traurigkeit, Ohnmacht – aber Wut? Dafür war kein Raum. Wut auf die Situation, auf die Ungerechtigkeit, auf das, was ich nicht ändern konnte. Ich wollte stark sein. Für ihn. Für unsere Familie. Doch je mehr ich meine Wut weggedrückt habe, desto mehr verschwand mein Zugang zu allen Gefühlen. Irgendwann war ich nur noch am Funktionieren.

Gefühllosigkeit – ein leises Warnsignal

Es war, als hätte ich eine dicke Mauer um mein Herz gebaut. Die Wut blieb draußen – aber auch Freude, Leichtigkeit, Liebe. Ich spürte nichts mehr. In der Therapie lernte ich: Diese Gefühllosigkeit war ein Warnsignal. Unser Körper, unsere Seele brauchen Emotionen. Wenn wir Wut verdrängen, wird sie zu einer unsichtbaren Last, die wir ständig mit uns herumschleppen.

Gefühllosigkeit war der Hinweis zu Wut und Burn-out.
Der Körper braucht Emotionen, die nicht verdrängt werden.

Der Weg zurück zu meinen Gefühlen

Mein Weg zurück begann in der Therapie. Dort durfte ich zum ersten Mal Raum schaffen für all das, was ich so lange ignoriert hatte. Die Natur wurde meine Verbündete. Beim Gehen durch den Wald spürte ich, wie mein Inneres langsam in Bewegung kam. In der Stille begann ich, meine Wut zuzulassen – ohne Angst, ohne Scham.

Eine besondere Rolle spielte dabei meine Beziehung zu Gott. In den Psalmen fand ich Worte für das, was ich nicht aussprechen konnte. Sie sind roh, unverblümt: Wut, Verzweiflung, Hoffnung – alles hat Platz. Inspiriert davon schrieb ich meine eigenen Psalmen. Ich legte meine Wut vor Gott hin, schrieb sie auf, sprach sie laut aus. Und merkte: Sie darf da sein. Sie muss nicht alles kontrollieren, aber sie darf gefühlt werden.

Unser Leben gibt uns immer wieder Grund zur Wut. Unsicherheit in Bezug auf die Entwicklung unseres Sohnes. Ein marodes Gesundheitssystem. Fehlende Inklusion. Unsere eigene Unzulänglichkeit, mit allem gut umzugehen. Diese Themen lösen Schmerz und Frustration aus. Es hilft mir, das zu sehen, zu benennen: Ja, da ist etwas falsch, ungerecht, schmerzhaft und anders, als es gut wäre. Dieses Bewusstsein schafft Raum für Heilung.

Wut als Wegweiser

Das bewusste Fühlen und Ausdrücken meiner Wut hat mir geholfen, mich wieder selbst wahrzunehmen. Ich habe gelernt, meine Grenzen zu spüren und klarer zu ziehen. Wut hat mir gezeigt, was mir wichtig ist und wo ich Dinge ändern muss. Sie wurde zu einem Wegweiser.

Heute sehe ich Wut nicht mehr als Gegnerin, sondern als Verbündete. Sie erinnert mich daran, dass ich lebendig bin. Dass ich fühlen darf. Dass ich handeln kann. Und sie zeigt mir, wie weit ich gekommen bin – von der Gefühllosigkeit zurück ins Leben.

Vielleicht spürst du auch Wut in dir, die keinen Platz hat. Ich möchte dich ermutigen: Gib ihr Raum. Geh in die Natur. Sprich mit Gott. Schreib deine eigenen Worte. Lass sie da sein. Denn in der Wut steckt Kraft – die Kraft, zu heilen, zu wachsen, zu leben.

Wut als Wegweiser aus dem Burn-out.
In der Wut steckt die Kraft – die Kraft, zu heilen. Das macht uns Hoffnung.

Ein Psalm für die Wut

Gott,

das Leben ist ungerecht.

Es schmerzt, es macht wütend.

Du siehst es, Du verstehst es.

Meine Wut hat Raum bei Dir.

Gemeinsam machen wir uns daran,

Unrecht zu beseitigen,

Wunden zu heilen,

Hoffnung zu pflanzen.

Lass meine Wut nicht zerstören,

sondern Wege schaffen –

zu Gerechtigkeit, zu Frieden, zu Dir.

Amen.

Ein Psalm für die Wut.
Ein Psalm ist für die Wut sehr wirkungsvoll und heilend.

Heiko Metz. Doppelt Papa, ein bisschen Theologe, immer wieder Autor und mehr als gerne Dozent. Außerdem Bücher-Verschlinger. Gerne-Griller. Apple-Fanboy. Kaffe-Abhängiger. Und Marburger.

Wie gelingt ein gutes Leben für uns alle? Und was, wenn der christliche Glaube ein Schlüssel dazu sein könnte? Diese Fragen lassen mein Herz brennen – immer mehr, immer tiefer.

Am liebsten begleite ich Menschen ein Stück auf ihrem Weg. Mit offenen Ohren, ehrlichem Mut und der Freude daran, sie spüren zu lassen: Hier darfst du ankommen. Hier bist du genau richtig.

Mehr über Heiko findest du hier:

Heikos Webseite

Instagram

4 Kommentare
  1. Heiko Metz sagte:

    Danke, dass ich hier über ein Thema schreiben durfte, das oft totgeschwiegen wird. 🔥 Wut hat so viel mit Leben zu tun – mit Grenzen, mit Lebendigkeit, mit Selbstachtung. Und ich glaube, wer den Mut hat, seine Wut anzuschauen, findet oft auch den Mut, für sich selbst einzustehen.

    Alles Liebe
    Heiko

    Antworten
    • Anita Griebl sagte:

      Herzlichen Dank, lieber Heiko, für deinen wunderbaren Blogartikel und deine lieben Worte.

      Du hast recht, das würde viele Probleme lösen.

      Energiereiche Grüße von Anita ✨🤩✨🙋🏼‍♀️

      Antworten

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] Wut und Burn-out: Mein Weg zurück zu mir selbst […]

  2. […] Gastartikel: Wut und Burn-out: Mein Weg zurück zu mir selbst. Online auf reichanlebensenergie.de. […]

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert